Kulturaktien 2020 zeigen Triers Stadtgeschichte

Handsignierte Kunstwerke von Horst Schmitt erweitern die begehrte Sammlung der Trierer Wertpapiere. Kultur­stiftung eröffnet Sonderausstellung mit 30 Kunstwerken aus 15 Jahren in der Volksbank am Viehmarkt.

Trier 100 – Kulturaktie im Wert von 100 Euro
Trier 1300 – Kulturaktie im Wert von 50 Euro

Am 1. Juli stellt die Trierer Kultur­stiftung gemeinsam mit dem diesjährigen Künstler Horst Schmitt ihre 15. Edition der Trierer Kulturaktien vor. In der Geschäftsstelle der Volksbank am Viehmarkt treffen sich Stiftungsvorstand, Mitwirker und Unterstützer,

Vertreter der Verkaufsstellen und regionale Journalisten, um die 15. Edition der Öffentlichkeit vorzustellen und die Sonderausstellung aller 30 Motive aus 15 Jahren in der Volksbank am Viehmarkt zu eröffnen. Hier ist die einzigartige Sammlung zeitgenössischer Kunst von Trierer Künstlern bis Ende September zu besichtigen.

Kunst sammeln und Kultur in Trier fördern

Die Kulturaktien sind inzwischen zu begehrten Sammelobjekten geworden. Mit dem Erlös der auf jeweils 250 limitierten, handsignierten Exemplare im Wert von 50 und 100 Euro fördert die Bürger­stiftung generationsübergreifend Kulturprojekte und kulturelle Bildung in Trier. „Wir sind Werner Persy, Manfred Freitag, Bodo Korsig, Dieter Sommer, Waltraud Jammers, Rüdiger Kündgen, Guido Bidinger, Mario Diaz Suarez, Irmgard Weber, Martina Diederich, Clas Steinmann, Lydia Oermann, Anja Streese, Anna Bulanda Pantalacci und nun auch Horst Schmitt zu großem Dank verpflichtet,“ so Vorstandsvorsitzender Andreas Ammer. Alle Künstler ermöglichten mit ihren Werken eine sehr persönliche Sicht auf die älteste Stadt Deutschlands und dies stets mit eindrucksvollen Motiven. Die Trierer Kulturaktie entwickele sich von Jahr zu Jahr immer mehr zu einem außergewöhnlichen Fenster der Bildenden Kunst in Trier.

Eine Reminiszenz an das römische Trier

Der Maler und Grafiker Horst Schmitt ist ein Meister der abstrakten Malerei, der konsequent auf das Gegenständliche verzichtet, frei von bedeutungsvollem ideologischem oder psychologischem Überbau. Und alles mit einem gewissen Augenzwinkern. Die gestalterischen Aspekte wie Ordnung, Balance, Kontrast und Harmonie der Bildelemente sind ihm Themen genug. Seine Werke beeindrucken durch eine ebenso markante wie sensible Farbigkeit, die seiner reduzierten, prägnanten Flächen- und Linienkomposition Spannung verleiht.

Mit den beiden Motiven der Kulturaktien ist dem Künstler ein brillanter Schachzug gelungen. Er ist sich und seiner abstrakten Bildsprache treu geblieben, liefert dem Betrachter aber im Bildtitel einen konkreten Zugang zum Realen. Inspirationsquelle der Werke ist die Stadtgeschichte seiner Wahlheimat Trier. „Trier 100“ zeigt abstrahiert den schachbrettartigen, geometrischen Aufbau der römischen Stadt. Mit konkretem Lagebezug positioniert Schmitt eine markante rote runde Fläche, die das Amphitheater auf der Stadtachse zur Römerbrücke visualisiert, die über die symbolisierte Mosel in leuchtendem Blau führt. In beiden Motiven verwendet Horst Schmitt reichlich Ultramarin für die Mosel, die Lieblingsfarbe des Künstlers.

Stadtentwicklung künstlerisch interpretiert – das mittelalterliche Trier anno 1300

Das Bild der Kulturaktie im Wert von 50 Euro, „Trier 1300“, spiegelt das mittelalterliche Trier wider. Hier konzentriert sich der Künstler auf die damals verbliebene Kernstadt im Inneren der alten Stadtmauer. Ein hervorstechendes rotes Oval symbolisiert den klerikalen Bezirk mit Dom und Liebfrauenkirche, das sich farblich im kontrastierenden Zusammenspiel mit der Fläche des Hauptmarkts in der Komplementärfarbe Grün zu behaupten versucht. Zwischen beiden verläuft die schnurgerate Tangente von der Porta Nigra zum Neutor im Süden der Stadt. Den streng rechtwinkligen Straßenverlauf der Römer löst die im Halbrund verlaufende Stadtgrenze im Nordwesten auf, ebenso der gebogene mittelalterliche Fußweg vom Marktplatz zur Moselbrücke. Die kleine Auswölbung unten am linken Bildrand ist eine augenzwinkernde Anspielung an die monumentalen spätantiken Kaiserthermen mit ihrer riesigen Zentralapsis.

Wer die neuen Kulturaktien betrachtet, spürt, dass hier ein Grafiker mit profunden Kenntnissen der Farb- und Formlehre, ein Maler versiert in Material und Technik, ein authentischer Künstler mit viel Engagement für seine Heimatstadt am Werk war. „Wissen schadet nie,“ sagt der sympathische Künstler und erklärt damit auch seine Leidenschaft für die Trierer Stadtgeschichte. „Je mehr man weiß, um so mehr sieht man.“

Aus dem Handwerksmeister wurde der Studienrat und Kunsterzieher, aus dem Kunsthandwerker der Maler und Grafiker.

Der 82jährige Künstler lebt und arbeitet in Trier. Nach einer handwerklichen Ausbildung zum Maler studierte er an der Meisterschule in München. Nach Jahren der Selbständigkeit wechselte Schmitt an die Gewerbliche Berufsschule in Trier. Neben dem Schuldienst studierte er mit Abschluss Grafik-Design an der Fachhochschule Trier. Er nahm Lehraufträge an der FH an und war als Dozent an der Sommerakademie in Luxemburg tätig.

Es folgten zahlreiche Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen, etliche Auszeichnungen. Horst Schmitt ist langjähriges Mitglied der Gesellschaft für Bildende Kunst in Trier und war von 1997 bis 2009 deren Vorsitzender. Für die vielen Verdienste um das kulturelle Leben wurde Schmitt 2017 mit dem Kulturpreis der Stadt Trier ausgezeichnet und erhielt 2018 die Ehrennadel des Landes Rheinlad-Pfalz.

Für den qualitativ hochwertigen Druck der 500 Kultur-Wertpapiere in Handarbeit auf Büttenpapier steht die Firma Repro-Team Trier. Geschäftsführer Engelbert Marx unterstützt die Bürger­stiftung seit vielen Jahren.

Vorstände Alfons Jochem, Bärbel Schulte, Andreas Ammer mit Künstler Horst Schmitt (Mitte)